Bitcoin verändert schon heute die Welt und trägt dazu bei, sie gerechter, ökologisch verantwortungsbewusster und finanziell inklusiver zu machen. Dennoch herrscht in der deutschsprachigen Netzgemeinde immer mehr Skepsis gegenüber dem dezentralen Geldsystem. Bitcoin Sozial ist ein Kollektiv aus Bitcoiner*innen, die sich mit Auswirkungen von Bitcoin auf die Gesellschaft auseinandersetzen.
Wir verstehen Bitcoin als ein faires und offenes Geldsystem, an dem alle gleichberechtigt teilnehmen können. Ein Geldsystem mit unveränderlichen Regeln, von den Menschen für die Menschen. Ein Geldsystem von unten.
Bitcoin Sozial ist ein Ort des respektvollen Dialogs zwischen Menschen, die eine faire Zukunft für alle mitgestalten wollen, in der ein ökologisch verantwortungsvoller Umgang mit der Natur und eine gerechtere Wirtschaftsordnung herrscht. Wir denken, dass unser jetziges Geldsystem bestehende Machtstrukturen wie den Einfluss von multinationalen Großkonzernen und weltweit eine Form des finanziellen Kolonialismus befördert. Dagegen haben wir eine Lösung, und sie lautet Bitcoin.
Bitcoin ist progressiv
Damit wir diese Transformationen besser verstehen können, werden wir auf oft genannten Kritikpunkte eingehen und diese aus mehreren Perspektiven beleuchten. Die gängigen Kritikpunkte lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Bitcoin ist nichts als Spekulation.
- Bitcoin ist nur für böse Menschen.
- Bitcoin ist klimaschädlich.
- Bitcoin löst nicht die Verteilungsgerechtigkeit.
Diese und ähnliche Kritik werden oft mit Bitcoin assoziiert und regelmäßig wiederholt und zementieren entsprechend negative Klischees in der breiten Öffentlichkeit. Gerade fortschrittliche Institutionen wie der Chaos Computer Club oder journalistische Verbände wie Netzpolitik ignorieren es dabei gänzlich auf die gesellschaftlichen Transformationen einzugehen, die Bitcoin mit sich bringen kann. Genau da sehen wir unsere Rolle, das Vakuum zu füllen.
Während ein Teil der Bitcoin Community im US-amerikanischen Raum sich bereits tiefgehender mit den gesellschaftlichen Implikationen von Bitcoin beschäftigt (wie zum Beispiel das Projekt Progressive Bitcoiner), verstärkt sich immer mehr der Eindruck, dass die deutschsprachige Szene bei der Kritik verharrt und sich zu oft einer Auseinandersetzung mit den Vorteilen verweigert, die Bitcoin für die Gesellschaft haben könnte. Anstatt diese Veränderungen aktiv mitzugestalten, isolieren sich die Kritiker*innen und hoffen, dass sich das von allein (oder durch den Gesetzgeber) schon selbst irgendwie löst.
Checke deine finanziellen Privilegien
Es gibt jedoch auch eine ganz andere Geschichte die man über Bitcoin erzählen kann. Eine von Menschenrechten, Freiheit vor staatlicher Unterdrückung, finanzieller Emanzipation, Feminismus, autonomer Organisation und einer modernen Ökologie.
Bitcoin, Menschenrechte und Kolonialismus
Alex Gladstein, Leiter der Human Rights Foundation, berichtet über monetären Kolonialismus und wie Bitcoin in Orten der Welt, die vom westlichen Finanzsystem ausgeschlossen oder gewissermaßen durch die bestehenden Strukturen ausgebeutet werden, Menschen die Möglichkeit gibt, ihr finanzielles Schicksal in die Hand zu nehmen und sich vom Versagen internationaler Solidarität unabhängig zu machen.
1/ Many might think that extreme inflation is a rare occurrence in today's modern world.
— Alex Gladstein 🌋 ⚡ (@gladstein) March 8, 2021
That's simply not the case.
There are 1.2 billion people currently living in countries experiencing double or triple digit inflation.
🧵
Feminismus und finanzielles Patriarchat
Anita Posch reist mit ihrem Podcast seit Jahren vor allem in Länder des globalen Südens und erzählt die Geschichte von Menschen, die durch Bitcoin ein Stück Selbstbestimmung wiedererlangen, ob sie von Armut betroffen sind oder unter dem Versagen ihrer Regierungen leiden. Ihr Fokus liegt dabei vor allem darauf, wie Frauen Bitcoin nutzen, um sich von patriarchalen Strukturen zu befreien, indem Sie die Kontrolle über ihr eigenes Geld an sich reißen.
Als Beispiel sei auch die Geschichte der Feminist Coalition in Nigeria erwähnt, die, nachdem ihnen die Möglichkeit Spenden zu sammeln von staatlicher Seiten unterbrochen wurde, sich nur durch Bitcoin weiter am Leben halten konnte. Diese und viele andere menschliche Geschichten beweisen, was Bitcoin heute schon ermöglicht, die vom westlichen modernen Finanzwesen systematisch ausgeschlossen werden.
Bürgerbewegungen und autonome Strukturen
Mehrere grassroots Projekte an verschiedenen Orten der Welt, zeigen, wie Bitcoin Menschen dazu bringt, sich zu organisieren und autonome Wirtschaftsstrukturen aufzubauen. Beispiele dafür sind Bitcoin Beach in El Salvador, deren Erfolg letztendlich dazu geführt hat, dass El Salvador Bitcoin als nationale Währung eingeführt hat, aber auch weniger bekannte Projekte, wie Lake Bitcoin in Guatemala, oder Bitcoin Ekasi in Südafrika.
Ökologie
Während die meisten Menschen Bitcoin mit Umweltzerstörung in Verbindung bringen und dabei an Aussagen wie “Bitcoin verbraucht so viel Strom wie Land X” denken, gibt es auch andere Beispiele, die belegen, dass Bitcoin Mining (also der Energieintensive Prozess mit dem die Bitcoin Infrastruktur gesichert wird) auch durchaus positive Auswirkungen auf ökologische Energieerzeugung haben kann. Das mag zunächst kontraintuitiv wirken, hängt aber letztendlich damit zusammen, dass Energiemärkte ihre eigenen Logiken haben, die entscheiden wo und wie viel Strom erzeugt und genutzt werden kann.
Dazu gehört auch, dass Bitcoin, im Vergleich zu allen anderen Industriezweigen, oder auch im Vergleich zu Ländern wie Deutschland, den höheren Anteil von erneuerbaren Energien verwendet. Nur selten wird erwähnt, dass Bitcoin Mining fast ausschließlich mit überschüssiger Energie betrieben wird, die sonst keinen Abnehmer findet. Aus diesem Grund wurde neulich ein stillgelegtes Wasserkraftwerk in Costa Rica wieder in Betrieb genommen. Bitcoin hat das Potential als Subvention für erneuerbare Energieträger zu dienen und damit einen Übergang in eine nachhaltigere Welt erleichtern.
Since #Bitcoin miners have economic incentives to utilize renewable energy, their sustainable power mix is estimated to be 58% - almost three times higher than the world average.
— K33 Research (@K33Research) October 29, 2021
Learn more in our weekly market report: https://t.co/tj905x0elW pic.twitter.com/D2kI4f8Nj1
Ist unser Fiat Geldsystem zu unpolitisch?
All diese Beispiele sollen veranschaulichen, wie weit das Themenfeld gefächert ist, wenn man Bitcoin und seine Auswirkungen untersucht. Es fällt dabei auch auf, wie wenig wir uns als Gesellschaft mit diesen Fragen im Kontext unseres heute bestehenden Fiat Geldsystems beschäftigen.
Was ist der Energiebedarf des weltweiten Bankensystems? Wer sollte bestimmen, wie wir unser eigenes Geld verwenden und wie viel ist uns unsere individuelle Privatsphäre dabei wert? Wieso können Zentralbanken eigenständig entscheiden, das Geldsystem zu steuern und welche demokratische Legitimation liegt dem zugrunde? Wer profitiert von diesen Entscheidungen und wer leidet darunter? Wofür sollten wir Energie verwenden und wofür nicht? Sollte dieser Frage ein kollektiver Konsens zugrunde liegen oder sollten Marktkräfte dies entscheiden?
Bitcoin ist gekommen um zu bleiben
So wie auch das Internet die dunklen Seiten des Menschen offenlegen kann, so kann das auch Bitcoin, was nicht zuletzt in der Dichotomie vieler Errungenschaften liegt. Sowohl das Internet, als auch Bitcoin gehören zu den Technologien, die uns neue Formen der Freiheit, der Verbundenheit, und der Gemeinschaft ermöglichen können und dabei viele neuartige Fragen aufwerfen. Es ist jetzt an der Zeit, Antworten auf diese Fragen zu finden.
Bemerkung des Autors: Die besprochenen Aspekte haben wenig bis nichts mit dem Marktwert zu tun, sondern beschäftigen sich mit Fragen von technischer und gesellschaftlicher Natur. Deswegen sollen die Überlegungen auf diesem Blog ausdrücklich nicht als eine Empfehlung in Bitcoin zu investieren gelten.